Meerschweinchen

Fütterung und Haltung von Meerschweinchen

Meerschweinchen sind grundsätzlich Pflanzenfresser, denen aufgrund ihrer Anatomie (Zähne, Kiefer, Magen, Darm) rund um die Uhr weiche, blättrige Kost zur Verfügung stehen sollte. Ganz so, wie sie die Tiere auch in freier Natur vorfinden würden.

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Meerschweinchen

Werden die Tiere mit hartem Futter gefüttert (Körner, Wurzelgemüse, ausschließlich Heu o.ä.), wird die natürliche mahlende/zerreibende Futterzerkleinerung durch eine kauende (wie bei uns Menschen) ersetzt. Dies bedeutet, dass die Zähne das Futter mit gegenseitigem Druck zerkleinern. Dieser Druck verteilt sich über die Zähne auf die Zahnwurzeln, wodurch diese stark beschädigt werden. Hierdurch kann es zu einem retrogradem Zahnwachstum kommen, in dessen Rahmen die Zahnwurzel in den Kieferknochen drückt. Das Resultat hieraus können schwer behandelbare Abszesse sein.

Aufgrund der geringen Magenmuskulatur müssen die Tiere ständig Futter nachschieben (umgangssprachlich „Stopfmagen“). Wenn ein Tier aufgrund von Schmerzen, z. B. im Zahnbereich, zu wenig Futter zu sich nimmt, beginnt das im Magen-Darm-Trakt „stehende“ Futter zu gären und das Tier gast auf. Dies führt zu Schmerzen, zu weiterer fehlender Futteraufnahme und im unbehandelten Fall zum Tode durch einen Riss des Magens oder durch Kreislaufversagen – beides unter hohen Schmerzen. Ein Päppeln kann in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium den Verlauf sogar noch beschleunigen, sodass ein Tier, das nicht frisst, umgehend als Notfall vorstellig gemacht werden muss.

Sie sollten Ihr Tier auch vor einer Narkose normal füttern und dem Tier bekanntes Futter zum OP-Termin mitgeben. Auch bei einem normalen Tierarztbesuch sollte stets Futter in der Transportbox angeboten werden.

Fütterung und Futter für Meerschweinchen

Im Prinzip bekommt man in einem herkömmlichen Futtermittelgeschäft KEIN geeignetes Futter für Meerschweinchen!

Eine optimale, artgerechte Fütterung von Meerschweinchen besteht aus der Fütterung von blättrigem Grün, das den Tieren rund um die Uhr zur Verfügung steht. Heu ist eine schlechte Alternative zu einer frischen Wiese, sollte aber immer bereitgestellt werden, damit die Tiere etwas zu fressen haben, falls das Grünfutter aufgebraucht oder nicht mehr schmackhaft ist. Gutes Heu riecht aromatisch angenehm, ist grün, trocken und staubt nicht.

Beispiele für blättriges Grünfutter

Selbst geschnittene Wiese mit Kräutern jeglicher Art (kein reines Gras, Meerschweinchen selektieren i.d.R. selbst giftige Kräuter, wenn genügend Alternative besteht)

Äste mit Blättern von Obstbäumen, Nussbäumen, Weiden, Tannen, Brombeeren inkl. Stacheln (die Haare am Mäulchen schützen die Tiere vor Verletzungen)

Salate (v.a. Bittersalate wie Endivie und Chicorée), frische Kräuter, Kohlsorten jeglicher Art (Grün-, Weiß-, Rot-, China-, Spitzkohl etc.)

Wichtig bei allen neuen Futterarten ist eine Eingewöhnung über einige Tage, um die Verträglichkeit zu prüfen. Ganz wichtig bei Kohlfütterung ist immer: Niemals Kohlenhydrate und Zucker, egal welcher Art, (z. B. aus Obst, Möhren, Leckerchen, o.ä.) zusammen mit Kohl füttern! Kohlenhydrate verlangsamen die Darmperistaltik/Darmbewegung bei den Tieren und der gefressene Kohl fängt daher im Darm an zu gären und kann zu einer Aufgasung führen.

Bei Problemen mit Blasengries oder Blasensteinen sollte die Fütterung überprüft werden. Eliminierung aller trockenen Futterbestandteilen ist hierbei der erste und wichtigste Schritt. Egal, ob es sich hierbei um Trockenkräuter, Trockenfutter oder Heu handelt. Je mehr Flüssigkeit in Form von Frischfutter vom Tier aufgenommen wird, desto besser. Frischfutter mit Wasser besprüht erhöht die Wasseraufnahme noch zusätzlich.

Zu starke Haaraufnahme kann Probleme verursachen

Die Aufnahme von vielen Haaren beim Putzen vom Partnertier oder sich selbst, v.a. bei langhaarigen Tieren oder stark haarenden Tieren im Fellwechsel, stellt ebenfalls ein Problem dar. Die Haare können bestenfalls als „Köttelkette“ ausgeschieden werden, schlimmstenfalls als Trichobezoar im Magen verklumpen und diesen verstopfen. Diese Verstopfung ist selbst im Röntgenbild schwer zu erkennen. Eine Prophylaxe besteht vor allem aus Kämmen und Zupfen von den betreffenden Körperstellen. Die Gabe von entsprechenden Medikamenten, wie z. B. Lactulose (auch enthalten in RodiCare Hairball) ist anzuraten, wenn es bereits zu Problemen kommt oder die Prophylaxe nicht möglich ist. Diese Medikation ist jedoch immer die schlechtere Alternative.

Die Notfallapotheke für Meerschweinchen

Es sollte immer eine kleine Notfallapotheke für Meerschweinchen vorhanden sein. Folgende Zusammenstellung dieser Notfallapotheke ist empfehlenswert:

  • Novalgin/Novaminsulfon 500mg/ml gegen Bauchschmerzen (0,1ml pro kg alle 4-6 Stunden)
  • Lactulose zum Abführen von Haaren (je nach Schwere oder zur Prophylaxe 0,5-2 ml pro kg 2x tgl.)
  • SabSimplex bei Aufgasungen (1-2 ml pro kg alle paar Stunden, bzw. nach Bedarf)
  • Meloxicam ( je nach Hersteller – z. B. Hundemetacam/-melosus mit 1,5mg/ml: 0,33ml pro kg 1 – 2x tgl , Katzenmetacam mit 0,5mg/ml: 1ml pro kg 1 – 2 x täglich, im Einzelfall bis zur dreifachen Dosis) bei Schmerzen des Bewegungsapparats, Zahnproblemen, Wunden, aber niemals bei Magen-Darm-Beschwerden
  • Emeprid / MCP 1 mg/ml (0,5ml bis 1ml pro kg bis zu 3 x tgl) zur Anregung der Magenentleerung, niemals ohne langsames Absetzen des Medikaments über mehr als 3 Tage geben.

Alle Dosierungen beziehen sich auf Erfahrungen und Empfehlungen und sollten niemals ohne Absprache mit Ihrem Tierarzt erfolgen. Eine Medikation sollte zudem erst nach einer Allgemeinuntersuchung in der Praxis, ggf. mit Röntgenuntersuchung / Kontrastmitteluntersuchung erfolgen. Ansonsten kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen, bis hin zum Tode des Tieres kommen!

Gesundheitskontrolle für Meerschweinchen zuhause

Regelmäßige Untersuchungen der Zähne, der Genitalien und Pfoten sollten von Ihnen selbst durchgeführt werden. Gerade im Sommer sollten die Tiere täglich kontrolliert werden, um einen Befall mit Fliegenmaden im schlecht einsehbaren Genital- bzw. Afterbereich rechtzeitig zu erkennen. Jegliche Veränderungen sollten sofort dem Tierarzt vorgestellt werden, da sie immer zeitnah zu einem schwerwiegenden Problem führen könnten. Üben Sie deshalb von klein an mit Ihrem Tier alle Körperteile zu kontrollieren. Kot- und Urinverschmutzungen sollten entfernt bzw. abgewaschen werden. Die Tiere sollten eine sportliche Figur aufzeigen.

Meerschweinchen sollten stromlinienförmig im Körperbau sein. Sind sie zu dick (birnenförmig), kann dies auf eine zu reichhaltige Fütterung schließen. Beispielsweise enthält Gurke viel Zucker ist bei übermäßiger Fütterung zu reichhaltig. Bei Weibchen können zudem bei einem zu dicken Körperbau Eierstockzysten vorliegen. Diese Zysten können im Vergleich zur Körpergöße unverhältnismäßigig groß werden.

Die artgerechte Haltung von Meerschweinchen im Gehege

Meerschweinchen sollten in einem Harem (= 1 Männchen mit mehreren Weibchen) oder als reine Männergruppe ohne Weibchen gehalten werden. Im Gegensatz zu Kaninchen halten sie oft mehr Abstand zueinander, putzen sich nicht gegenseitig und sind eher laut. Daher ist eine Haltung von einem Kaninchen mit einem Meerschweinchen nicht artgerecht. Mehrere Kaninchen können hingegen problemlos mit mehreren Meerschweinchen im Gehege gehalten werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass sowohl die Meerschweinchen als auch die Kaninchen eigene Rückzugsmöglichkeiten benötigen. Hierfür könnte der Halter am Boden des Geheges Häuschen mit kleinen Öffnungen für die Meerschweinchen anbieten und auf erhöhten Bereichen im Gehege, die nur für die Kaninchen erreichbar sind, Häuschen für die Kaninchen. Alle Häuschen sollten immer mindestens 2 Öffnungen haben, damit ein flüchtendes Tier nicht in der Falle sitzt.

Regelmäßige Kotkontrollen sind wichtig

Die Kontrolle von über 3 Tagen gesammeltem Kot (frischer Kot, in dichtem Behälter kühl gelagert) sollte regelmäßig, optimal alle 3 Monate erfolgen. Dies dient der Gesunderhaltung der Tiere und auch der Besitzer sowie der optimalen Umsetzung einer Impfung. Diese Kotuntersuchung können Sie direkt in unserer Praxis durchführen lassen. Sie geben den Kot bei uns ab und werden im Laufe des Tages über das Ergebnis informiert.

Wichtige Infos über Meerschweinchen

  • Zähne: Meerschweinchen besitzen 2 Oberkiefer- und 2 Unterkieferschneidezähne, mit einem Längenverhältnis von etwa 1:1,5 (- 2), Oberkiefer- und Unterkieferschneidezähne berühren sich in Ruhestellung nicht. Schiefe Schneidezähne deuten immer auf ein Problem hin (oft im Backenzahnbereich) und sollten per Sichtkontrolle und Röntgen überprüft werden. Meerschweinchen haben sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer je 4 Backenzähne rechts und links. Zahnwurzelprobleme können nicht durch Besichtigung der Maulhöhle ausgeschlossen werden.
  • Magen: „Stopfmagen“, wenig Muskulatur, kein Erbrechen möglich, bei Aufgasung werden Gefäße abgedrückt und es kommt zum Kreislaufversagen, ständige Futteraufnahme ist für die Tiere überlebenswichtig.
  • Blinddarm: Verdauung von Rohfaser (Futterpflanzen) zu lebensnotwendigen Eiweißen, Fetten, Vitaminen durch Bakterien. Der Blinddarmkot hat eine ähnliche Form wie der normale Kot und wird im Wechsel mit diesem ausgeschieden und gefressen.

Beratung

Fragen zur Haltung und Fütterung von Meerschweinchen?

Gerne verweisen wir für weitere Informationen bezüglich Haltung und Fütterung für Meerschweinchen mit der Erlaubnis der entsprechenden Websites auf folgende Seiten:

moehren-sind-orange.de

meerschweinchenwiese.de